Am 30.1.2015 durften wir in unserem Vereinslokal die österreichische Langzeit-Schachlegende Georg Danner begrüßen. Etwa 30 Gäste von Ybbs bis Linz, von Amstetten bis Steyr waren gekommen, um bei Georgs Schachtraining mit zu denken, mit zu diskutieren, Fragen zu stellen und unterhalten zu werden.
Sozusagen zum Aufwärmen gab es zum Auftakt eine pikante Endspielstudie, bei der Weiß das Läuferpaar und einen letzten Bauern, Schwarz vier Bauern und einen Läufer besitzt. Mit pikanten Zugzwangmanövern konnte Weiß forciert einen Gewinn erzwingen.
Als Nächstes wurde Süßes aus einer slawischen Partie serviert. Weiß gelang es bereits in der Eröffnung, durch einen wunderschönen taktischen Turmeinschlag die Vorteile eines "zweigleisigen Freibauern" zur Geltung zu bringen.
Weiter ging es mit einer der besten Partien von der Schacholympiade in Dubai, in der es einem aufstrebenden isländischen Meister gelang, einen Königsflügelangriff mit einem Zentralangriff kombinatorisch auf wunderschöne Art und Weise abzuschließen. Gespickt wird das Ganze mit dem einen oder anderen Merksatz, in diesem Fall von keinem Geringeren als Ex-Weltmeister Michail Tal, mit dem Georg in der Steiermark einst Gelegenheit zum Plaudern hatte.
Sehr instruktiv waren die Erläuterungen zum komplexen Endspiel "Dame gegen Turm und Bauer", und ob und wie man gegebenfalls ein solches zum Erfolg führen kann. Danach gab es etwas leichtere Kost in Form einer hübschen Königsattacke, die Georg nach Anwendung des superscharfen Blackmar-Diemer-Gambits mit einem herrlichen Treppenmatt krönen konnte.
Ein lehrleiches Doppelturmendspiel stand als Nächstes am Programm. Ausgehend von einer Stellung, in der Schwarz lediglich eine Schwäche am Damenflügel verteidigen musste, wurde die Stellung von Weiß nach und nach so verstärkt, dass zunächst Schwarz zur Passivität gezwungen wurde. Ein Bauerndurchbruch am Königsflügel brachte schließlich die Entscheidung.
Zwischendurch gab es als kleinen Happen eine lustige Studie zum Thema "Bauernhebel", die Georg einst von einem ungarischen Großmeister kennengelernt hat. Die Lösung in Form eines mehrfachen Bauerndurchbruchs bekommt man wirklich nicht alle Tage zu sehen.
Nächster Programmpunkt war eine Untersuchung der kritischen Momente aus der Partie von Reinhard Heimberger gegen Taggatz, die in der heurigen 2. Bundesliga-Saison gespielt wurde. Beleuchtet wurden dabei typische Fehler, die immer wieder unter Zeitdruck gemacht werden.
Danach entpuppte sich ein Bauernendspiel als eine anspruchsvolle Angelegenheit, in der die materiell stärkere Seite einen Mehrbauern aufgrund der gegnischen Königsaktivität nicht direkt verwerten kann. Ein Rückopfer des Materialvorteils zu Gunsten der so gewonnen Opposition brachte die Entscheidung.
Zum Dessert gab es noch eine Kurzanalyse einer schönen Partie von Magnus Carlsen gegen Vishy Anand aus einem Turnier im baskischen Bilbao. Nachdem der junge Norweger Schwächen in der
Königsstellung seines Gegners provozierte, genügten ein paar genaue Züge, um die letzten Gegenspielhoffnungen Anands zunichte zu machen. Und dann waren waren alle Anwesenden ob der rasch
verflogenen Zeit - es war bereits fast Mitternacht - überrascht...
Der Abend war also sehr inhaltreich, aber durch Georgs Vortragsstil höchst unterhaltsam, kurzweilig und amüsant. Die Teilnehmer nützten die Gelegenheiten, immer wieder Fragen zum Dargebotenen zu stellen. Das Partienmaterial inklusive Analysen stellt Georg jedem Teilnehmer zur Verfügung und wird via Email zugesandt.
Ich bin mir sicher, dass jeder der Vortragsgäste eine Menge an Merksätzen, Anekdoten, Wissenswertem sowie viel Freude und Spaß am Schach mit nach Hause nehmen konnte.
Am Freitag, den 13. März findet übrigens der zweite Trainingsabend mit Georg Danner statt - also nicht verpassen!
Bericht: Joachim
Fotos: Peter