Zweites Bundesliga-Wochenende bringt vier erwartete Niederlagen

Vom 23.-26. März 2017 fand in St.Veit an der Glan das zweite Bundesliga-Wochenende statt. Diese Veranstaltung wurde wie schon in den vergangenen Jahren in der Blumenhalle abgehalten, die ab Freitag auch den Mannschaften der 2.Bundesliga Mitte und der Frauenbundesliga wieder hervorragende Spielbedingungen bot. Den Kärntner Veranstaltern muss man attestieren, dass sie mit Erfolg alles tun, um allen Teilnehmenden einen angenehmen Aufenthalt zu garantieren.

 

Unsere Mannschaft machte sich am Donnerstagmorgen auf den Weg nach Kärnten. Die Erwartungen hinsichtlich der Resultate waren nicht allzu hoch gesteckt, schließlich nahmen wir die vier Wettkämpfe gegen die schwere Gegnerschaft diesmal ohne ungarische Legionärshilfe auf. Der guten Laune tat dies keinen Abbruch, und die Vorfreude auf interessante Partien gegen meisterliche Opponenten war spürbar.

Tag 1: St. Valentin gegen Maria Saal

Der Donnerstag bescherte unserem Team gleich einen besonders harten Brocken. Die Mannschaft von Maria Saal, Tabellenführer und angeführt von Österreichs Nummer 1 Markus Ragger, war unser Gegner. Auf jedem einzelnen Brett war der Elo-Unterschied zwischen den Spielern sehr groß, aber trotzdem hofften wir insgeheim, unserem übermächtigen Gegner den einen oder anderen halben Punkt abknöpfen zu können.

 

Auf Brett 1 hatte es Florian Sandhöfner also mit Großmeister Markus Ragger, immerhin Top-50 der Weltrangliste, zu tun. Diese Partie war der Auftakt zu einer sehr starken Vorstellung von Florian an diesem Wochenende. Ragger hatte hart zu kämpfen, um gegen Florian überhaupt in Vorteil zu kommen. Die Partie dauerte mehrere Stunden, bis Florian schließlich doch die Segel streichen musste.

Auf Brett 2 freute sich Klaus Theuretzbacher seit der Anreise leider vergebens auf den indischen Schachfreund "Harry Kirschner" alias Pentala Harikrishna, denn dieser war in China bei einem GM-Turnier beschäftigt. Aber auch dessen Großmeisterkollege Rainer Buhmann war ein attraktiver wie sehr starker Gegner, der auch in dieser Partie sein Können voll ausspielte. Klaus konnte dem Druck nicht Herr werden. Die äußerst unterhaltsame "Post-Mortem-Analyse" mit Buhmann und dessen Spezi und Weltklassegroßmeister Nisipeanu war wohl alleine die Anreise wert! 

Einen sehr schweren Kampf gab es auf dem dritten Brett zwischen Reinhard Heimberger und Borki Predojevic zu sehen. Die Partie schien lange im Gleichgewicht zu sein. Erst bei reduziertem Material spitzte sich die Situation zu und Predojevic erreichte minimale Gewinnchancen. Reinhard wiederum hätte mit einem studienartigen Turmzug seinen großmeisterlichen Gegner prüfen können, verpasste aber diese Möglichkeit und musste bald darauf aufgeben.

Ebenso knapp gestaltete sich die Auseinandersetzung zwischen Peter Kranzl und Großmeister Alexander Naumann. Gegen Peters Königsinder konnte Naumann zunächst nicht viel ausrichten. Erst nach knapp 50 Zügen begann Peter mit einer Ungenauigkeit den Faden zu verlieren, was auf diesem Niveau schnell in einer Niederlage mündet.

Gerhard Tober hatte auf dem fünften Brett einen der starken jungen Österreicher zum Gegner, nämlich Robert Kreisl. Die Eröffnung spielte Gerhard betont auf Sicherheit, und er bekam auch eine solide Stellung. Kreisl hatte zwar das etwas freiere Spiel, aber auch einen isolierte Bauern, der auf lange Sicht zur Schwäche werden konnte. Leider stellte Gerhard zuerst einen Bauern und dann eine Figur ein und musste aufgeben.

Auf dem sechsten Brett spielte ich gegen Georg Halvax, ebenfalls auf aufstrebender junger Österreicher. Ich hatte mit Schwarz unerwartet wenig Probleme, die Stellung auszugleichen. Statt einem unorthodoxen Damenausflug spielte ich aber im weiteren Verlauf einen schwächenden Bauernzug, der zwar noch nichts verdirbt, aber meine Stellungsbeurteilung von "etwas besser" auf "unangenehm zu spielen" veränderte. Georg schaffte es, eine Linie auf dem Königsflügel zu öffnen und nach einem Rechenfehler konnte ich die Position nicht mehr halten.

Unterm Strich ergab sich somit eine 0:6-Niederlage, die sich aber aufgrund der Partienverläufe viel zu hoch anfühlte.

Tag 2: Hohenems gegen St.Valentin

Am zweiten Spieltag hatten wir gegen Hohenems anzutreten. Auch in dieser Begegnung waren wir Außenseiter, wenn auch nicht so krass wie gegen Maria Saal. Der Verlauf der Donnerstagspartien stimmte uns zusätzlich nicht besonders pessimistisch.

 

Großmeister Sasa Martinovic war Florians Gegner auf dem ersten Brett. Zwischen dem 20. und 30.Zug schien die Lage von Florian zunehmend schwierig zu werden. Martinovic spielte aber nicht konsequent genug weiter oder unterschätzte Florians Ausdauer. Jedenfalls erreichte er nicht mehr als ein Turmendspiel, das zwar vorteilhaft, jedoch nicht gewinnbringend war. Remis!

Klaus spielte auf Brett 2 gegen Großmeister Eduardis Rozentalis aus Litauen. Dieser erfahrene Gegner ließ sich nicht auf ein zweischneidiges Gambit ein und versuchte das Spiel in ruhige Bahnen zu lenken. Das gelang ihm auch. Als ein baltischer Rappe Klaus' Königsflügel unsicher machte, war auch die Niederlage nicht mehr zu verhindern.

Gegen Valery Atlas spielte Reinhard auf Brett 3. In einem Sizilianer rückte Reinhard sein Türmchen ein Feld zu weit nach links, wie Atlas ihm nach der Partie erklärte. Dieser kannte diese Stellung, wie er freimütig zugab, in- und auswendig. Reinhard hielt die Stellung daraufhin zwar zunächst materiell im Gleichgewicht, aber Lage wurde immer schwieriger. Nach einem trickreichen Scharmützel musste auch Reinhard aufgeben.

Auf Brett 4 spielte Peter gegen den regierenden Staatsmeister Georg Fröwis. Peter gab von Beginn an den Ton an. Zunächst erreichte er positionellen Vorteil. Anschließend konnte er sich sogar eines Mehrbauern erfreuen. Peter war sich bei der Einschätzung des Endspiels zu wenig sicher und willigte deshalb ins Remis ein. Lieber ein Spatz in der Hand...

Gegen den Deutschen Marco Baldauf spielte Gerhard auf dem fünften Brett. Aus der Englischen Eröffnung erreichte Baldauf einen leichten Vorteil, aber die taktischen Gegenchancen waren durchaus intakt. Nach und nach landeten die schwarzen Figuren von Gerhard aber auf passiven Feldern, und weil auch der Königsflügel Schwächen aufwies, konnte Gerhard die Stellung nach einer Kombination nicht mehr halten.

Auf Brett 6 hatte ich den jungen Schweizer Fabian Bänziger zum Gegner. Die Partie gestaltete sich kompliziert, aber dennoch war ich guter Dinge, die Vorteile am Damenflügel geltend machen zu können. Umso ärgerlicher war der Fehler, der die Partie praktisch einzügig wegwarf. Als zweifelhafte "Kompensation" für den Minusbauern hatte ich nicht nur die schlechtere, sondern auch passivere Stellung zu verwalten. Ich hatte bald einzusehen, dass ein weiteres Weiterspielen sinnlos war.

Somit gab es auch an diesem Tag eine hohe 1:5-Niederlage. Der Sieg der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft gegen Moldawien bei einem kleinen Bier am Abend konnte uns nur wenig trösten.

Tag 3: St.Valentin - Feffernitz

Am Samstag war unser Gegner Feffernitz, und das hieß, dass die Früchte wieder hoch hingen. Die Kärntner stellten nicht weniger als vier Großmeister auf. Auf den restlichen beiden Brettern spielten die beiden starken jungen Österreicher Peter Schreiner und Andreas Diermair, die auch schon fast Großmeisterstärke besitzen.

Auf Brett spielte Florian gegen Großmeister Luka Lenic aus Kroatien. Und wieder wurden die Zuschauer Zeugen der bewundernswerten Zähigkeit, mit der er gegen diese starken Gegner Widerstand leistet. Lenic musste wirklich all sein Können und seine Findigkeit aufbieten, um diese Partie nach nicht weniger als 92 (!) Zügen gewinnen zu können.

Klaus spielte am zweiten Brett gegen den russischen Großmeister Alexandre Danin die Skandinavische Verteidigung. Er stand nach der Eröffnung etwas passiver, aber erst ein fehlerhafter Königszug brachte die Entscheidung zugunsten des Russen.

Am dritten Brett forderte Reinhard den kroatischen Großmeister Jure Skoberne nach Kräften. Dieser hatte nämlich alle Hände voll zu tun, um nicht entscheidend in Nachteil zu kommen. Reinhard schaffte es aber nicht ganz, die Partie zu gewinnen, und so endete diese Begegnung in einem Remis.

Remis wurde auch die Partie von Peter gegen Schreiner. Peter konnte nach der Eröffnung nicht ganz ausgleichen, aber nach und nach gefiel seine Stellung besser. Schreiner zögerte, als Peter ihm Remis anbot. Aber schließlich war ihm die Sache doch zu heiß und die beiden besiegelten das Unentschieden.

Am fünften Brett ersetzte ich Gerhard, der sich einen freien Nachmittag gönnte. Gegen Diermair war ich klarer Außenseiter. Ich bot meinem Gegner gleich nach der Eröffnung einen zweischneidigen Kampf an, der in einer Variante in einem Mittelspiel mit vier Damen münden konnte. Aber Diermair spielte lieber ruhig und solide weiter. Nach 35 Zügen hatte ich eine Stellung, über die ich mich nicht beklagen konnte. In knapper werdender Zeit spielte ich einen ungenauen Turmzug, der mir die unangenehmere Stellung bescherte. Eine weiterer kleiner Fehler reichte schließlich, um die Stellung unhaltbar werden zu lassen.

Patrick Gelbenegger kam am sechsten Brett zu seinem ersten Wochenendauftritt. Sein Gegner war niemand geringerer als Großmeister Matej Sebenik. Dessen bisherige Ausbeute belief sich auf 100%, und die St. Veiter Runden änderten nichts daran. Daran konnte auch Patrick nicht rütteln.

Endstand war somit wieder 1:5. Immerhin gab es die Hoffnung auf mehr Punkte am vierten Tag.

Tag 4: Absam - St.Valentin

Am vierten Tag stand der Wettkampf gegen Absam am Programm. Peter, der ursprünglich in dieser Runde pausieren wollte, spielte bisher an diesem Wochenende einfach zu gut, um ihm die Sonntagsruhe zu gönnen. Stattdessen hatte ich Zeit, eine kleine morgendliche Joggingrunde zu drehen... ;-)

 

Absam stellte am ersten Brett den deutschen Bernhard Bayer gegen Florian auf. Bayer erreichte Vorteil, aber auch er hatte die Zähigkeit von Florian anzuerkennen - Remis.

Klaus spielte wieder ein kleines Gambit, diesmal gegen Großmeister Goran Dizdar. Der Kroate schnappte sich den Bauern. Klaus bekam aber genug Kompensation und in der Folge den Bauern zurück. Seine Stellung schaute sogar etwas besser aus. Trotzdem lehnte Dizdar zunächst noch das unvermeidliche Remis ab. Aber das Wunder blieb aus, und die Punkteteilung wurde fixiert.

Dunkle Wolken zogen über Reinhard in seiner Partie gegen Großmeister Arkadi Rotstein auf. Reinhard hatte Probleme an jeder Ecke des Bretts, dazu Zeitnot und es schien nur eine Frage der Zeit, bis seine Stellung wie ein Kartenhaus zusammenfällt. Rotstein opferte eine Figur und erreichte eine fast gewonnene Stellung. Allerdings übersah er Reinhards Houdini-artige Befreiungsaktion mit einem spektakulären Turmzug. Das Wunder vom Remis wurde Realität.

Peter spielte gegen den Jörg Wegerle am vierten Brett. Zwar bekam der Deutsche das Läuferpaar, aber Peters umsichtiges Spiel war nicht zu erschüttern. Der zentrale Springer machte alle Bemühungen von Wegerle zunichte - Remis.

Auf dem fünften Brett bekam Gerhard mit Schwarz keinen Ausgleich aus der Eröffnung. Sein Gegner Ludwig Deglmann willigte aber in etwas besserer Stellung ins Unentschieden ein.

Patrick spielte gegen Michael Gerhold am sechsten Brett. Zunächst stand die Partie ausgeglichen, aber dann versuchte Patrick mit einem etwas spekulativen Opfer auf Gewinn zu spielen. Leider ging dieser Schuss nach hinten los, und Gerhold erreichte einen klaren Vorteil, den er zum Sieg ummünzen konnte.

 

Somit stand am Ende eines Wettkampfes eine 2,5:3,5-Niederlage fest, die aber auch höher hätte ausfallen können. Da Bregenz überraschend in der letzten Runde gewonnen hat, wird es nun noch etwas schwerer, in den verbleibenden drei Runden den Klassenerhalt fixieren zu können. Die Finalrunde findet von 20.-22. April in Jenbach statt, und mit etwas Glück ist noch alles möglich.

 

Österliche Stimmung am Stadtplatz
Österliche Stimmung am Stadtplatz
Markus Ragger vs. Florian Sandhöfner
Markus Ragger vs. Florian Sandhöfner
Klaus Theuretzbacher
Klaus Theuretzbacher
Reinhard Heimberger
Reinhard Heimberger
Gerhard Tober
Gerhard Tober
Joachim Dornauer gegen Georg Halvax
Joachim Dornauer gegen Georg Halvax
Florian Sandhöfner gegen Sasa Martinovic...
Florian Sandhöfner gegen Sasa Martinovic...
...endete Remis unter Beobachtung von Mario Schachinger
...endete Remis unter Beobachtung von Mario Schachinger
Luka Lenic' harter Kampf gegen Florian
Luka Lenic' harter Kampf gegen Florian
Klaus remisiert gegen Goran Dizdar
Klaus remisiert gegen Goran Dizdar
Jugendlicher Optimismus wurde von Patrick Gelbenegger versprüht
Jugendlicher Optimismus wurde von Patrick Gelbenegger versprüht
Florian bei seiner Sonntagspartie gegen Bayer
Florian bei seiner Sonntagspartie gegen Bayer
Michael Gerhold gegen Patrick Gelbenegger
Michael Gerhold gegen Patrick Gelbenegger
Prächtige Spielbedingungen in der St. Veiter Blumenhalle
Prächtige Spielbedingungen in der St. Veiter Blumenhalle
Patrick und Christian Gelbenegger bei der Analyse
Patrick und Christian Gelbenegger bei der Analyse

PS: In St. Veit fanden auch die letzten Runden der 2.Bundesliga Mitte statt. Diese endeten mit einem erfreulichen Finish, denn Grieskirchen kürte sich zum Meister! Wir gratulieren!

Die Frauenbundesliga war ebenfalls vor Ort. Es wurden drei Runden absolviert. Zwei Runden vor Schluss befindet sich das Damenteam aus Steyr auf dem sehr guten 5. Platz.

 

Bericht: Joachim

Fotos: Peter (mehr) und Joachim

Resultate, Tabelle