Am 27.Jänner durften wir wieder die österreichische Legende, den Interntionalen Meister Georg Danner, zu unserem Vereinsabend begrüßen. Der beliebte steirische Entertainer in Sachen Schach hatte wieder ein interessantes, lehrreiches Partienmaterial zusammengestellt, das er dem Publikum präsentierte. Zumindest zu Beginn waren auch noch einige unserer Nachwuchsspieler anwesend, die nach dem Jugend- und Kindertraining noch für einige Zeit durchhielten, obwohl so mancher Elternteil seinen Sprössling lieber im Bett gesehen hätte... ;-)
Der Schwerpunkt lag diesmal im Endspieltraining. Dieser Partieabschnitt ist erfahrungsgemäß der schwierigste, gibt es doch eine Menge Wissen und Tricks, die hilfreich bei der Maximierung der Punkteausbeute sind. Einiges davon zeigte uns Georg auch an diesem Abend.
Den Anfang machte er in einem Doppelturmendspiel, das ein nominell schwächerer Gegner gegen Georg am Brett hatte und mit der nötigen Kaltblütigkeit leicht Remis halten konnte. Danach wurden verschiedene Turmendspiele mit einem Mehrbauern behandelt. Ein sensationeller Knüller war eine Bauernendspielstudie, in der sich nach verschiedenen Durchbrüchen ein Doppelbauer, der normalerweise eine mitunter entscheidende Schwäche darstellt, der siegbringende Faktor wurde.
Eine etwas kompliziertere Kost war das Endspiel Dame gegen Turm, das zwischen den beiden Weltklassegroßmeistern So und Ding Liren entstand. Mit der richtigen Methode, die Schnittpunkte für den Doppelangriff der Dame auf König und Turm zu suchen, lässt sich aber auch dieses Problem in einer praktischen Partie aus dem Weg räumen.
Kürzlich spielte Georg gegen einen der gegenwärtig stärksten Österreicher, dem jungen Steirer Andreas Diermair, in Deutschlandsberg eine Turnierpartie. Diermair zeigte mit guter Technik, wie sich ein Stellungsvorteil zum Sieg verdichten lässt, indem er zuerst eine Blockadefigur des Gegner abtauschte, um seinen Freibauern Flügel zu verleihen. Als er diesen Pluspunkt mit einem wunderschönen Königsangriff kombinierte, gab es keine Verteidigung mehr.
Aber auch Georg konnte bei diesem Turnier mit einem schönen Rochadeangriff punkten. Dieser entstand schon sehr früh durch seine energische Herangehensweise bei der Öffnung der Stellung. Damit erwischte er seinen Gegner prompt am falschen Fuß, der eher an einer ruhigen Partie interessiert war und schon bald das Nachsehen hatte.
Nach der Pause zeige uns Georg zwei bemerkenswerte Partien. Die erste nannte er die "Sensation von Grieskirchen". Der tschechische Großmeister Haba konnte in der 1.Bundesliga gegen den armenischen Weltklassemann Melkumyan lange ein Turmendspiel im Gleichgewicht halten. Aber selbst auf diesem Niveau spielt "Härte" eine entscheidende Rolle, wenn ein Spiel in die fünfte oder sechste Spielstunde geht. So auch hier: Eine winzige Ungenauigkeit verschlechterte Habas Stellung und der Tscheche gab auf. Wie sich nachher herausstellte, wäre das nicht notwendig gewesen! Die Verteidigungsressourcen wäre noch nicht erschöpft gewesen... Auch Großmeistern passieren solche Missgeschicke.
Das "Wunder von Deutschlandsberg" nannte Georg eine Partie des lettischen Turniersiegers Toms Kantans. Der spielte mit Schwarz einen eher unkonventionellen Aufbau in der Spanischen Partie. Damit zwang er seinen jungen talentierten Gegner schon früh zum selbständigen Denken. Die Synthese von positionellen Konzepten und taktischen Sticheleien ließen die Partie wie aus einem Guss erscheinen.
Nach vier unterhaltsamen und lehrreichen Stunden beendeten wir unseren Trainingsabend. Bestimmt war auch diesmal wieder für jeden etwas dabei. Die Dateien mit den Analysen von Georg werden allen Beteiligten natürlich wieder zugesandt!