Neue Saison. Neues Spiellokal – zwar etwas vom Schuss (mit Öffis nicht erreichbar), dafür aber sehr angenehm. Und dazu ein allzu bekannter Gegner – gerne erinnern wir uns an das alles entscheidende 4:2 in der letzten Runde der vorigen Saison. Das hat sowohl unserer ersten Mannschaft als auch uns, der zweiten, den Aufstieg in die nächsthöhere Spielklasse ermöglicht. Vor dem Start in der 2. Bundesliga wollen wir aber in der 1. Landesliga beweisen, dass wir dort ebenso konkurrenzfähig sind. Leider fällt diesmal unser Captain Joachim aus, mit Günther können wir immerhin einen (Amateur-)Weltmeister als Ersatz aufbieten.
Brett 1: Alois Hellmayr - Markus Pierecker ½:½
War’s beiderseitiger Respekt vorm Gegner oder der Unwille, Sitzfleisch und Hirnschmalz einer ersten Belastungsprobe auszusetzen, oder gar das attraktivere Alternativprogramm (Zuschauen bei der 1. Bundesliga in Linz)?! Wahrscheinlich von allem ein bisschen was. Jedenfalls überrascht mich Alois mit der sehr frühen Verkündigung des Friedensschlusses – ich denke gerade über meinen 2. oder 3. Zug nach. Nun, sei wie es sei, es sollte nicht das letzte Remis an diesem Tag bleiben.
Brett 2: Hermann Knoll - Klaus Theuretzbacher 0:1
Viel gehaltvoller und interessanter geht es auf Brett 2 vonstatten. Hermann spielt wie so oft atemberaubend schnell. Trotz seltener, etwas zurückhaltend anmutender Eröffnung gönnt er mir keinerlei Verschnaufpause. Ich finde stets gute Antworten und bekomme eine typische schwarze Stellung – also etwas gedrückt, mit seriösen Konterchancen. Als sich die Lage langsam zuzuspitzen scheint (ich kalkuliere schon etliche teilweise spektakuläre Opfervarianten), greift Hermann daneben und verleibt sich einen Bauern ein, was ihm seinen Springer kostet. Nach einem kurzen In-mich-Gehen gebe ich das Ross für ein gewonnenes Endspiel mit 2 Mehrbauern zurück, Hermann hilft noch etwas mit, und schon ist der Punkt eingesackt, juhu.
Brett 3: Günther Huber - Erich Lichtl ½:½
Die längste Partie des Nachmittags. Und ein weiterer Beweis dafür, wie unvorhersagbar das Ergebnis einer Schachpartie sein kann – zumindest auf unserem bescheidenen Niveau. Da sieht es die ganze Zeit danach aus, als würde der laut Papierform klare Favorit Erich das Ding gemütlich schaukeln. Günther hat erst einen Isolani, dann keinen mehr, also einen Minusbauer, Erich dafür das Läuferpaar, quasi als Kompensation für den Mehrbauer. Günther jedoch kämpft, Zug für Zug, will sich schlicht nicht geschlagen geben. Erich findet im Endspiel mit gleichfarbigen Läufern nicht den etwas versteckten Siegesplan, weicht der Zugwiederholung zum Remis aus und – verliert beinahe noch! Ein turbulentes und letztlich doch friedliches Ende, wohl den Strapazen des langen Kampfes geschuldet.
Brett 4: Hannes Windhager - Peter Kranzl ½:½
Auch mehr zu kämpfen, als ihm lieb ist, hat Peter. Hannes will partout kein Unentschieden und setzt Peter mit interessantem Aufbau und gewitzten Manövern stark unter Druck. Doch Peter hält dagegen. Stets findet er gerade noch eine Lösung, um seine auf Abwege und damit in Bedrängnis geratene Queen vor dem Heldinnentod zu bewahren. Hannes kann sich keinen entscheidenden Vorteil erarbeiten und willigt bei knapper werdender Bedenkzeit in Peters Remisangebot ein.
Brett 5: Martin Koch – Dieter Grafenberger ½:½
Auf Brett 5 beobachte ich einen etwas eigenartigen Partieverlauf. Martin mag zwar leichter Favorit sein, gerät jedoch bald in unangenehme Stellungsbilder. Didi wiederum trägt schwungvoll und überzeugend einen Angriff auf mehreren Flügeln vor. Für mein Dafürhalten hat er klaren Vorteil und Martin nur wenig Gegenchancen. Von jener Phase, in der sich offenbar alles ändert, kriege ich gar nichts mit. Als ich das nächste Mal ans Brett komme, ist das Material sehr ungleich verteilt. Martin hat die Dame, Didi dafür Turm, Läufer und Freibauer, die sich gegenseitig decken. Also forciert Martin mit Dauerschach das Remis. Interessant die Reaktion danach: Beide sind offenbar höchst unzufrieden mit dem Resultat. Wobei wir (und damit auch Martin) mit dem Unentschieden doch wesentlich happier sein dürfen, meine ich.
Brett 6: Dino Hajdarevic – Michael Aigner 1:0
Schiefe Ebene, Spiel auf ein Tor, von der feindlichen Übermacht erdrückt – wie viele doofe Metaphern fallen mir für diese Partie noch ein?! Michi lässt sich von Anfang an weit zurückdrängen und verzichtet dann auch noch auf jegliches Gegenspiel, indem er den Damenflügel ganz abschließt. Um sich im Zentrum und am Königsflügel überrollen zu lassen?! Nein, natürlich hofft er, genau dort zum Gegenspiel zu kommen. Alleine es bleibt bei der Hoffnung. Dino ist auf der Höhe, bedankt sich für Michis Mithilfe beim raschen Partieschluss und beweist in der Analyse danach, dass das Ergebnis wohl auch bei bestmöglicher Gegenwehr das gleiche gewesen wäre.
Fazit der Runde
In Summe ein für uns etwas schmeichelhaftes Unentschieden, das aber dann doch noch fast ein Mannschaftssieg geworden wäre. Jedenfalls ein solider Start in die neue Saison und der erste Beweis dafür, dass auch unsere 2. Mannschaft Landesliga-1-Niveau hat.
Fotos: Peter Kranzl
Bericht: Klaus Theuretzbacher