Nach drei eher traurigen Ergebnissen zuletzt (Niederlagen gegen Free City und The Lion-Thing, Unentschieden gegen Hard Church) ist Wiedergutmachung angesagt. Unser Gegner: der Vorletzte in der Tabelle, Gmunden. Trotz einiger Ausfälle sind wir stark aufgestellt (u.a. verstärkt mit Karli, einem unserer Kreisliga-Highscorer) und dadurch klarer Favorit.
Die Rahmenbedingungen sind, nun ja, wieder einmal herausfordernd: vom Wirt kurzfristig ins Frühstückskammerl verbannt, haben wir es kuschelig eng. Denn parallel fährt unser überaus junges Kreisligateam einen 4:2-Heimsieg gegen Steyr ein, wobei Thomas Kim gegen Patrick Gelbenegger gewinnt. Damit sind sie vor der letzten Runde einen halben Punkt vor ihren Kontrahenten um den Meistertitel, Neuhofen 2.
Ach ja, und angeblich soll es beim Schach leise zugehen. Im Raum kriegen wir das hin, nur hat man das Gefühl, man ist Teil der nebenan stattfindenden Versammlung mit einigen lautstarken Vielrednern … wenigstens ohne musikalische Untermalung, das Ganze.
Zurück zum Schach. Diesmal offenbar das Motto: Schach kann sehr brutal sein. Vor allem, wenn man an der falschen Seite des Bretts sitzt. Blöd nur, dass man davor nie weiß, welche die richtige Seite ist. Oft stellt sich das erst ganz zum Schluss heraus…
Brett 1: Erwin Rumpl – Heinrich Rolletschek 1:0
Das zweite Mal in diesem Jahr tritt Erwin für uns an. Das Duell mit Heinrich lässt ein langwieriges, mitunter staubtrockenes Scharmützel erwarten, da sind wir uns (mein Gmundner Gegner und ich) einig. Nun, es kommt, wie es kommen muss. Erwin nimmt Heinrich in den positionellen Würgegriff. Letzteren kann das weiße Druckspiel jedoch nicht erschüttern. Er weiß um seine Chancen und Stärken im Endspiel. Erwin geht ins Risiko, Heinrich kontert. Ein Remisende durch Dauerschach ist wahrscheinlich. Doch plötzlich ein völlig simpler Einsteller des Schwarzen. Erwin schnappt die schwarze Dame und damit den ganzen Punkt. Böse, ganz böse. Aber gut für uns.
Brett 2: Michael Haas – Klaus Theuretzbacher 0:1
Die zweitkürzeste Partie des Nachmittags, wenn man die kampflose Entscheidung auf Brett 6 mitrechnet. Michael wird in nur 15 Zügen laut eigenen Worten (!) „von mir hingerichtet“. Er läuft in meine nette, erst harmlos anmutende Eröffnung, um bald feststellen zu müssen, dass es nur noch schlechte Züge für ihn gibt. Weil’s eh schon wurscht ist, forciert er (unbeabsichtigt) das Ende. Nach 20-minütigem Nachdenken entdecke und spiele ich den Siegeszug, auf den Michael sofort aufgibt. Nach der Partie meint er, er habe nicht damit gerechnet, dass es heute Hasenbraten geben würde. Und dabei sag ich immer: „No jokes with names!“
Brett 3: Peter Kranzl – Ioan Gheorghes 0:1
Die einzigen Valentiner Schmerzen an diesem Nachmittag, die dafür umso heftiger ausfallen. Peter wird mit seiner eigenen Lieblingseröffnung konfrontiert und findet den richtigen Plan nicht. Er träumt von einem Königsangriff, lässt dafür den seinen lange in der Mitte. Sein Gegenüber, ein ELO-loser (früher circa 2100) Gmundner Legionär, spielt – wie schon des Öfteren in dieser Landesliga-Saison! – ausgesprochen stark, beschleunigt im Zentrum die Ereignisse und nimmt Peters Stellung sukzessive auseinander. Der hat gar keine aktiven Möglichkeiten mehr und muss mehr oder minder taten- und hoffnungslos zusehen, wie die Geschichte endgültig den Bach runtergeht. Am Ende noch ein überraschendes Matt und 0:1 – brutal!
Brett 4: Siegfried Kniesel – Johann Weilguni 0:1
Wer aufmerksam unsere Landesliga-Berichte verfolgt, ahnt vielleicht schon, was jetzt kommt. Unser Meistermasseur ist wieder am Werk. Und das verheißt wenig Vergnügen für den Kontrahenten, eher das Gegenteil von Wellness. Von Anfang an winselt Kniesel um Remis, frei nach dem Motto „3 Corner, 1 Elfer“ hofft er auf „3x fragen, 1x Remis bekommen“. Doch Hans ist nicht zu erweichen. Er knetet unerbittlich, stiehlt einen Bauer, dann noch einen, bringt den eigenen Monarchen in Sicherheit und den gegnerischen zur Strecke. Da hilft kein Winseln und kein Flehen, Hans Gnadenlos macht heute keine Geschenke.
Brett 5: Horst Müller – Moritz Pohl 1:0
Horst kommt nicht so toll aus der Eröffnung, recht schlimm ist es aber auch nicht. Selbst in der Analyse danach tun wir uns schwer abzuschätzen, wer denn nun im Mittelspiel tatsächlich besser steht. Horst gelingt es allerdings, das schwarze Gegenspiel am Damenflügel zu neutralisieren und seinerseits mächtig Druck am Königsflügel zu machen. Mit Dame und zwei Türmen samt langsam aufkommendem Bauernsturm will er die schwarze Festung knacken. Gut, dass er sich dabei nicht veropfert, sondern Zug um Zug den Druck verstärkt. Letztlich fällt der Schwarze auseinander. Horst verspeist ein Bäuerchen nach dem anderen, tauscht die Damen und schickt sich an, im recht leicht gewonnenen Turmendspiel eine neue Queen zu holen. Das lässt sich Moritz dann doch nicht mehr zeigen. Das 5:1 ist Realität. Stark.
Brett 6: N.N. – Karl Bergmayr 0:1
Für den kurzfristig ausgefallenen Michi springt Karli ein, zumindest lässt er sich aufstellen. Da Gmunden nur zu fünft anreist und das letzte Brett nicht besetzen kann, ist Karlis Einsatz bloß einer auf dem Papier.
Fazit:
Der höchste Sieg der Saison. Juhu! Wieder einmal (fast) alles für uns gelaufen. Wobei die Wendung am ersten Brett schon super-glücklich war. Alle anderen Partien aber äußerst souverän, Kompliment.
Dies ergibt Platz 5 in der Tabelle. Der schmeichelt uns sicher ein wenig und wird wahrscheinlich nur sehr schwer zu halten sein. Denn in der letzten Runde geht’s gegen den überlegenen und mittlerweile uneinholbaren Tabellenführer Neuhofen/Krems.
Apropos Schlussrunde: Da haben sich die oberösterreichischen Terminplaner wieder etwas besonders Geniales einfallen lassen: Parallel zur Bundesliga Mitte in St. Veit/Glan (also gleich ums Eck) finden die Schlussrunden von allen Landes- und Kreisligen statt. Selber schuld, wer sich auch in der Bundesliga herumtreibt oder an diesem Wochenende gerade anderweitig verplant ist...


Ergebnisse Kreisliga:


Mit diesem knappen Abstand gehts also für unser die Tabelle anführendes Kreisliga-Team in das direkte Duell in der Schlussrunde gegen den Tabellenzweiten Neuhofen. Wichtig wäre der Meistertitel vor allem für unseren an Spielstärke mit zügigem Tempo heranwachsenden Nachwuchs, der auf jeden Fall schon in der 2. Landesliga mitmischen könnte...
Impressionen
Ergebnisse
Fotos: Peter Kranzl
Bericht: Klaus Theuretzbacher